Bereits seit 2016 kümmert sich die Europäische Union um die zentrale Erfassung von Chemikalien. Dazu hat die Europäische Chemikalienagentur ECHA eine zentrale Online-Plattform aufgebaut. Dort werden alle registrierten Stoffe erfasst und zusätzlich viele weitere Informationen zum Umgang mit Chemikalien angeboten. Doch nach sechs Jahren konnte die dahinterliegende technische Plattform die enormen Datenmengen von mehr als 360.000 Chemikalien die gestiegenen Anforderungen der ECHA nicht mehr erfüllen. Deshalb kündigte die Europäische Chemikalienagentur schon im Jahr 2022 ein neues System an. Vor wenigen Wochen, konkret seit dem 30. Januar 2024, ist die neue Version online, erreichbar unter der Adresse https://chem.echa.europa.eu/.
Die vornehmste Aufgabe und das Ziel der ECHA ist die sichere Verwendung von Chemikalien, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu schützen. Unter dieser Prämisse unterstützt die Agentur alle Unternehmen im rechtskonformen Umgang mit Chemikalien. Zu den EU-Rechtsvorschriften für Chemikalien oder Bioziden, die für Unternehmen mit Sitz innerhalb der EU verpflichtend sind, zählt unter anderem die REACH-Verordnung vom 1. Juni 2007. Sie regelt die „Registration, Evaluation, Autorisation and Restriction of Chemicals“. Unternehmen müssen ihre Stoffe bei der ECHA registrieren und mit anderen Unternehmen, die diese Stoffe ebenfalls einsetzen, zusammenarbeiten.
Die ECHA CHEM – eine verpflichtende Chemie-Datenbank für viele, eine nützliche Informationsquelle für alle
Unternehmen mit Sitz außerhalb der EU sind nicht an die REACH-Verpflichtungen gebunden, selbst dann nicht, wenn sie die Produkte in das Zollgebiet der Europäischen Union exportieren. Allerdings haben die importierenden Firmen mit Sitz in der EU die Pflicht, die Anforderungen von REACH zu erfüllen. Diese importierenden Unternehmen unterliegen also der Registrierungspflicht.
Diese Registrierung wird auf der Online-Plattform veröffentlicht und ist damit für jede Person transparent und kostenlos einsehbar. Aber nicht nur das. Die ECHA-Datenbank bietet jedermann zahlreiche Hilfestellungen für den Umgang mit Chemikalien. Die Leistungen der ECHA-CHEM lassen sich am Beispiel des weit verbreiteten Stoffes Ammoniak illustrieren:
So nutzt man die ECHA CHEM
Der gesuchte Stoff wird in den Suchschlitz eingetippt. Die Datenbank weist alle registrierten Verbindungen auf, die mit Ammoniak zu tun haben. Die Liste weist die zugehörige „European Community Number“ sowie die „Chemical Abstracts Service Registry Number®“ aus.
Im zweiten Schritt erhält der User Angaben über die chemische Formel und die Anzahl der Registrierungen.
Bei Klick auf „Dossiers“ in der linken Spalte eröffnen sich dem User weiterführende Informationen rund um Ammoniak.
Das Dossier bietet unter „11 Guidance on safe use“ folgende hilfreichen Informationen an:
- Erste-Hilfe-Maßnahmen im Falle der Inhalation von Dämpfen, von Haut- oder Augenkontakt und bei Verschlucken.
- Geeignete Stoffe für die Feuerbekämpfung und Hinweise für den Schutz von Feuerwehrleuten.
- Eine Anleitung, was zu tun ist in dem Fall, dass der Stoff unbeabsichtigt austritt.
- Informationen für den Umgang und die Lagerung von Ammoniak.
Die Zukunft der ECHA CHEM
Die neue ECHA CHEM hat mit den ersten 100.000 Registrierungen einen ersten Anfang gemacht. Die Registrierungen werden kontinuierlich in das neue System übertragen und die vielen Zusatzinformationen von chemischer Formel bis hin zur Entsorgung des Stoffes vervollständigt. Dank der engen Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden in den Mitgliedstaaten der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums sowie Norwegen, Island und Lichtenstein wird das Management von Chemikalien im zweitgrößten Wirtschaftsraum der Welt zentral und standardisiert ermöglicht. (siehe hierzu auch: ECHA)
Eine enge Kooperation pflegt die ECHA auch mit internationalen Institutionen wie der „Chemical safety“ der World Health Organization (WHO) und den Vereinten Nationen, konkret der United Nations Economic Commission for Europe. Die UNECE veröffentlicht seit 2002 im Turnus von zwei Jahren ihr System GHS, das „Globally Harmonized System of Classification and Labelling of Chemicals (GHS)“, um den Umgang mit Chemikalien weltweit zu vereinheitlichen.
Die EU hat im internationalen Vergleich eine anspruchsvolle Gesetzgebung für Chemikalien. Aber darauf lässt es die Agentur der EU nicht beruhen. Sie arbeitet auch eng mit vielen anderen Regulierungsbehörden aus Nicht-EU-Ländern weltweit zusammen. Mit dem Austausch von Wissen und Erfahrungen verfolgt die ECHA das Ziel, das Management aller Chemikalien auf internationaler Ebene so weit wie möglich zu harmonisieren. Konkret geht es darum, die Datenqualität, die Einstufung und Kennzeichnung zu verbessern und so dazu beizutragen, Chemikalien sicher herzustellen, zu verwenden und bedenkliche Stoffe zu identifizieren und entsprechend zu behandeln.
Mit der ECHA CHEM betreibt die chemische Wirtschaft der Europäischen Union eine umfangreiche Datenbank, die sinnvoll weltweit genutzt werden kann. Die auch wenn die Sicherheitsvorschriften sich von Region zu Region unterscheiden, die Gefahrstoffe, mit denen wir global hantieren und die wir sicher transkontinental zu transportieren haben unterscheiden sich nicht. Die meisten der in der ECHA CHEM mit großem Aufwand und hoher Sorgfalt gesammelten Informationen haben weltweit Relevanz.